In der Nachspielzeit des HSV-Heimspiels gegen den SC Paderborn brachen bei Bardia Barati alle Dämme. Robert Glatzel hatte soeben das 3:2 erzielt. Der HSV-Fan lag sich auf der Nordtribüne des Volksparkstadion mit unbekannten Anhängern in den Armen und jubelte völlig losgelöst, ehe der VAR das Tor einkassierte. Seinen emotionalen Ausbruch haben bereits 13.000 Menschen gesehen. Barati veröffentlicht Videos von den HSV-Spielen auf seinem Youtube-Kanal. Der 32-Jährige ist seit zwei Jahren sogenannter Stadionvlogger.

„Mir war am Anfang nicht bewusst, wie sensibel die Ultraszenen auf Videoaufnahmen reagieren“, sagt Barati, der die Ablehnung vor allem in den Kommentaren unter seinen Youtube-Videos zu spüren bekam. „Beim nächsten Mal hauen wir dir die Fresse ein“, sei nur eine von mehreren Drohungen gewesen. „Ich wurde durchbeleidigt“, erzählt der HSV-Fan, der mittlerweile Abstand zur aktiven Fanszene hält und gelernt hat, wo er sich bei seinen Aufnahmen am besten aufhält. (Kampagnenblatt)

Zuerst konnte ich nicht glauben, was ich da las. Es gibt irgendwelche Vögel, die von einem Spiel und von sich selbst Handy-Videos drehen und diese bei Youtube reinstellen, also im Grunde virtuelle Blogger, die aber nicht in der Lage sind zu schreiben. Das wusste ich. Was ich nicht wusste, war die Verhaltensweise der selbsternannten Vertreter der KSV-Werte-Union, die erneut bereit sind, Fans!!!! des eigenen Vereins körperlich zu attackieren, weil sie nicht so jubeln, wie sich für einen aufrechten KSV-Fan gehört. Was kommt noch bzw. was ist heute bereits aktuell? Entscheiden die selbsternannten Sittenwächter nicht nur darüber, an wen ein Stadion, in dem sie selbst als Kunden nichts anderes als zahlenden Gäste sind, vermietet werden darf, sondern auch, wie man sich artgerecht zu kleiden hat? Ab wann darf man jubeln, was darf man sagen bzw. singen, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, von den Ultras des „eigenen“ Vereins zusammengeschlagen zu werden?

Wann endlich versteht dieser Klub, was er sich dort rangezüchtet hat? Eine kranke Herde von volltrunkenen Pickelfressen, die sich für die Erdachse hält und meint, sie wären etwas Besseres. Die den Verein jedes Jahr Hunderttausende kosten und deren einfältiges Ork-Gebrülle dem Rest des Stadions auf den Sack geht. Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn ich mich in die tropfende Volksparkruine bequemen und als der Blogger des Blogs HSV-Arena identifiziert werden würde. Zum Glück besteht diese Gefahr nicht, ich werden den Laden nie wieder betreten. Um es nochmal in aller Deutlichkeit festzuhalten: Wir reden hier nicht von einem St. Paulianer, von einem Werder-Fan oder einem Anhänger aus Kiel, wir sprechen von einem mit einem gekauften Trikot verkleideten KSV-Fan, der es wagt, über „seinen“ Verein zu berichten, aber halt nicht in der Form, wie es die Proleten gern hätten.