Die Nachricht erreichte Fußballdeutschland Mittwochmorgen wie ein Meteorit: Jürgen Klopp wird Mitarbeiter von Red Bull. Der Jürgen Klopp, Ex-Trainer von Mainz 05, Borussia Dortmund und des FC Liverpool – einer der bekanntesten, erfolgreichsten und beliebtesten Übungsleiter im Weltfußball. Offiziell wird der 57-Jährige „Head of Global Soccer“ beim Getränke-Hersteller aus Österreich, dessen Engagement im deutschen Fußball teils mit Verachtung und Ablehnung begegnet wird. Red Bull gehören 99 Prozent der RB-Leipzig-GmbH des Bundesligisten Rasenballsport Leipzig. Der Vertrag mit Klopp soll langfristig angelegt sein, er tritt ab dem 1. Januar 2025 in Kraft.

Der Aufschrei der Entrüstung war bis Australien zu hören, verschiedene Vollpfosten fühlten sich gar bemüßigt, von ihrem gebrochenen Fußballherzen zu berichten. Dies ist auf so vielen Ebenen ebenso schwachsinnig wie verlogen und heuchlerisch, dass einem das Frühstück hochzukommen droht. „OMG, jetzt auch noch der heilige Jürgen, die Mutter aller Traditionalisten-Trainer, die letzte Bastion gegen den Kommerz. Ich habe den Glauben an das Gute im Fußball verloren“. Was „das Gute im Fußball“ allerdings ist bzw. sein soll, diese essentielle Frage beantworten dümmlichen Jammertitten unglücklicherweise nicht, ebenso sind sie bekanntlich nicht in der Lage zu benennen, was sie eigentlich mit „Tradition“ meinen. Klopps Karriere nennt die Stationen Mainz, Dortmund, Liverpool und nun den RB-Kosmos, der übrigens im Vergleich zum KSV-Kosmos tatsächlich einer ist. Aber schauen wir uns doch die an Tradition reichen Stationen des Jürgen K. einmal näher an. Mainz 05, wer erinnert sich nicht an die sogenannten „Bruchweg-Boys“. Leider spielen die Rheinland-Pfälzer nicht mehr im Stadion am Bruchweg, sondern in der MEWA-Arena, also zum Teufel mit der Tradition und Willkommen Kommerz. Der BVB, der bekanntlich vor lauter Tradition kaum atmen kann, kickt schon längst nicht mehr im Westfalen-Stadion, sondern im Signal Iduna Park und hat sich bekanntlich zur Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA umgewandelt, nicht zuletzt auch deshalb, weil Tradition kein Geld druckt. Der FC Liverpool? Der gehört inzwischen der Fenway Sports Group mit Sitz in Boston.

Der Fenway Sports Group gehören neben dem FC Liverpool übrigens auch noch die Baseball Frenchise Boston Red Sox sowie die Pittsburgh Penguins (Eishockey), Tradition wohin man schaut. Nicht zu vergessen, dass der Traditions-Manager Klopp in seiner Zeit in Liverpool Spieler für mehr als eine Milliarde Euro verpflichtete, von Berater-Honoraren und Gehältern mal ganz abgesehen. Also: Wie kann jemand, der sich mit jeder Faser seines Darseins dem Grundgedanken des Fußballs verschrieben hat, jetzt bloß bei Red Bull anheuern. Vielleicht bekommt man eine Antwort, wenn man Klopps Ansichten über RB, übrigens aus dem Jahr 2022, hört.

Exakt das ist der Punkt: RB Leipzig hat keinem der selbsternannten Traditionsvereinen irgendwas weggenommen, im Gegenteil. So ist die Abneigung gegen RB, teilweise sogar der Hass für mich nichts anderes als Neid, weil die aus ihrem Geld mit Hilfe eines Konzepts mehr gemacht haben als all die Spacken aus Schalke, von Hertha und nicht zuletzt auch dem KSV. Wobei wir beim Thema sind, denn eigentlich müsste es doch bei einem Spiel von RB Leipzig gegen den KSV heißen: Red Bull gegen Kühne, denn immerhin hat der greise Kernbeißer aus Schindeleggi mehr als € 150 Mio. in den Loser-Klub gepumpt, doch leider haben die Verlierer im Volkspark nichts daraus gemacht als sich die Kohle in die eigenen Taschen zu stecken. Dieses dümmliche Traditions-Geheuchel ist sowas von peinlich.

Aber fassen wir doch nochmal kurz die aktuelle Situation des Traditions-KSV zusammen. Man verkauft seine Trikot-Brust, die Ärmel, man verkauft den Stadionnamen (wenn ihn denn einer will), man verkauft Logen, man verkauft das vereinseigene Gelände, man verkauft alles. Aber Verbrenner von Polizei-Uniformen, die in Fernzüge kacken, die Fans des eigenen Vereins und unbeteiligte Frauen ins Krankenhaus prügeln, erfinden sich als Werte-Union und zeigen mit den Fingern auf eine Organisation (die KSV Fußball AG KGaA Gmbh Inc. ist übrigens nichts anderes), die einfach nur besser arbeitet und deren Fans nicht durch das Verhalten von Straftätern auffällt. Und zum Thema Tradition nochmal: 90% der Nordkurven-Bettnässer waren noch nicht mal geboren, als der KSV 4:4 gegen Juventus Turin spielte. Wer von diesen Schwachköpfen will mir irgendwas von Tradition erzählen….